Welche Pflegeformen gibt es?

Welche Pflegeformen gibt es?

In der Pflege von Kindern und Jugendlichen gibt es verschiedene Formen, um sicherzustellen, dass sie in einer sicheren und unterstützenden Umgebung aufwachsen können. Im Folgenden werden die verschiedenen Pflegeformen näher erläutert:

1. Bereitschaftspflege: Hilfe in Notsituationen

Bereitschaftspflege ist eine vorübergehende Form der Pflege, bei der Familien in akuten oder chronischen Notsituationen rund um die Uhr Kinder oder Jugendliche aufnehmen. Das Jugendamt greift ein und sorgt dafür, dass die Kinder vorübergehend in Pflegefamilien untergebracht werden. Dies geschieht, bis die Situation der Kinder geklärt ist und sie entweder zu ihren leiblichen Familien zurückkehren können oder in andere Pflegefamilien oder Einrichtungen vermittelt werden. Bereitschaftspflegeeltern müssen sich auf ständig wechselnde und herausfordernde Situationen einstellen.

Inobhutnahme: Wann greift das Jugendamt ein?

Das Jugendamt kann Kinder oder Jugendliche in Obhut nehmen, wenn:

  • Das Kind oder der Jugendliche um Obhut bittet oder
  • Eine dringende Gefahr für das Wohl des Kindes oder des Jugendlichen vorliegt, die eine Inobhutnahme erfordert, oder
  • Ein ausländisches Kind oder ein ausländischer Jugendlicher unbegleitet nach Deutschland kommt und sich weder Personensorge- noch Erziehungsberechtigte im Inland aufhalten.

Gründe für Inobhutnahme:

Inobhutnahmen können auf verschiedene Situationen zurückzuführen sein, wie:

  • Eheprobleme
  • Psychische Probleme oder Suchtprobleme bei einem Elternteil
  • Vernachlässigung
  • Gewalt
  • Sexueller Missbrauch

In solchen Situationen ist es notwendig und sinnvoll, Kinder und Jugendliche kurzfristig von ihren Familien zu trennen, um neue Lösungen zu finden, die ihrem Wohl dienen. Dies ist im § 42 des Sozialgesetzbuches VIII geregelt.

Bereitschaftspflege im Kreis Pinneberg: Ansprechpartner

Im Kreis Pinneberg ist die „Gemeinnützige Perspektive GmbH“ der Ansprechpartner für Bereitschaftspflege. Wenn du Interesse hast, Bereitschaftspflegekinder aufzunehmen, findest du deren Kontaktinformationen auf ihrer Webseite und kannst dort Kontakt aufnehmen.

2. Kurzzeitpflege: Hilfe für Eltern in Not

Kurzzeitpflege ist eine zeitlich begrenzte Pflege, die nur wenige Tage bis mehrere Monate dauert. Sie wird genutzt, wenn leibliche Eltern vorübergehend nicht für ihre Kinder sorgen können, etwa wegen eines Krankenhausaufenthalts oder einer Kur. Die Pflegefamilie sollte in der Nähe des Elternhauses leben, damit die Kinder zur Schule oder in den Kindergarten gehen können.

Kurzzeitpflege im Kreis Pinneberg

Im Kreis Pinneberg gibt es keine speziellen Pflegestellen nur für Kurzzeitpflege. In der Regel wird Kurzzeitpflege individuell mit Bereitschaftspflegeeltern der gemeinnützigen Perspektive oder Pflegeeltern vereinbart, die vom Team Pflegestellen und Adoptionen des Kreis Pinneberg betreut werden. In besonderen Fällen sind auch andere Arrangements möglich.

3. Vollzeitpflege oder Dauerpflege

Die Vollzeitpflege oder Dauerpflege wird in Betracht gezogen, wenn eine Rückkehr der Kinder in ihre leibliche Familie nicht möglich ist. Dies kann aus verschiedenen Gründen der Fall sein. In der Vollzeitpflege finden die Kinder einen dauerhaften Lebensmittelpunkt in der Pflegefamilie und wachsen dort bis zur Selbstständigkeit auf.

Mehr erfahren über die Vollzeitpflege im Kreis Pinneberg

Wenn du Interesse an Vollzeitpflege hast, findest du auf unserer Webseite weitere Artikel, wie „Wer kann ein Pflegekind aufnehmen?„. Deine offiziellen Ansprechpartner sind die Mitarbeiter des Teams Pflegestellen und Adoptionen im Kreis Pinneberg. Sie organisieren Infoabende zu diesem Thema, die mindestens zweimal im Jahr stattfinden und auf unserer Terminseite angekündigt werden. Wenn du nach den Infoabenden weiterhin interessiert bist, kannst du den Bewerberkurs unseres Vereins besuchen.

4. Vollzeitpflege mit Rückkehroption

Vollzeitpflege mit Rückkehroption ist für Kinder und Jugendliche gedacht, deren Eltern sich in einer schwierigen pädagogischen oder sozialen Situation befinden und vorübergehend nicht in der Lage sind, angemessen für ihre Kinder zu sorgen. Das Hauptziel ist es, das Kind auf eine mögliche Rückkehr in die Herkunftsfamilie vorzubereiten. Diese Ziele werden gemeinsam mit Herkunftseltern und dem Jugendamt in einem Hilfeplan festgelegt. Oft werden die anfänglichen Ziele zur Rückführung des Kindes zur Herkunftsfamilie nicht erreicht, und die Option zur Rückkehr verfällt, wodurch die Vollzeitpflege mit Rückkehroption zur Dauerpflege wird.

Im Kreis Pinneberg: Gleiche Voraussetzungen und Ansprechpartner

Für die Vollzeitpflege mit Rückkehroption gelten dieselben Bedingungen und Ansprechpartner wie für die reguläre Vollzeitpflege oder Dauerpflege, wie unter Punkt 3 beschrieben.

5. Verwandtenpflege: Familiäre Betreuung für Kinder und Jugendliche

In der Verwandtenpflege leben Kinder oder Jugendliche bei ihren Verwandten und wachsen dort auf. Dies kann verschiedene Gründe haben, wie die Unfähigkeit der leiblichen Eltern, die Kinder zu erziehen, Krankheit oder Tod eines oder beider Elternteile oder Suchtkrankheit der leiblichen Eltern. Verwandte können Großeltern, Onkel, Tanten, Geschwister, Neffen, Nichten oder verschwägerte Verwandte sein.

Wie kommt Verwandtenpflege zustande?

Die Verwandtenpflege kann auf zwei Arten entstehen: entweder ohne das Zutun eines Jugendamtes oder aufgrund eines Antrags auf Hilfe zur Erziehung. In beiden Fällen tragen die Verwandten die gleiche Verantwortung für das Wohl des Kindes wie leibliche Eltern oder andere Pflegeeltern. Sie sollten qualifiziert sein und haben Anspruch auf Begleitung und Unterstützung durch das Jugendamt.

Unterstützung im Kreis Pinneberg

Auch in der Verwandtenpflege sind im Kreis Pinneberg die Mitarbeiter des Teams Pflegestellen und Adoptionen zuständig.

Hier findest du einen Ratgeber für Verwandtenpflegeeltern und diejenigen, die es werden wollen Kleiner-Ratgeber-fuer-Verwandtenpflegeeltern-20101001.pdf (446 Downloads ) .

Generell gilt

Es ist wichtig zu beachten, dass Pflegeeltern, unabhängig von der Pflegeform, eine entscheidende Rolle dabei spielen, Kindern eine liebevolle und sichere Umgebung zu bieten. Diese verschiedenen Pflegeformen ermöglichen es, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Situationen der Kinder einzugehen und sicherzustellen, dass sie die bestmögliche Betreuung erhalten.

Mario Seeling

Mario Seeling ist ehrenamtlich im Vorstand der Nesteltern aktiv. Auf dieser Homepage ist er Admin, Autor und Ansprechpartner für alle Interessierten und Mitglieder. Wie alle anderen Vorstandsmitglieder, hat auch er selbst Pflegekinder und teilt seine mehrjährige Erfahrung gerne mit anderen.

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