Das Leben in einer Pflegefamilie: Herausforderungen und Chancen

Das Leben in einer Pflegefamilie: Herausforderungen und Chancen

Für Pflegekinder bedeutet der Umzug in eine Pflegefamilie oft einen tiefgreifenden Einschnitt in ihrem jungen Leben. Die Kinder stammen häufig aus schwierigen familiären Verhältnissen, die durch Instabilität, Vernachlässigung oder Gewalt geprägt waren. Ein Zuhause in einer Pflegefamilie kann für sie ein sicherer Ort der Geborgenheit und Stabilität werden. Allerdings ist der Übergang nicht immer leicht. Neben den Herausforderungen der Eingewöhnung in ein neues Umfeld gibt es entscheidende Faktoren. Diese umfassen das Alter der Kinder und ihre Bindung zur Herkunftsfamilie.

Wie ist es also für Pflegekinder, in einer Pflegefamilie zu leben? In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf verschiedene Erfahrungsberichte und wissenschaftliche Untersuchungen, die Einblicke in die Gefühle und Bedürfnisse von Pflegekindern geben. Zum Schluss laden wir Pflegekinder dazu ein, ihre eigenen Erfahrungen zu teilen – sei es in den Kommentaren oder in einem eigenen Artikel.

Der Anfang in einer neuen Familie – Zwischen Hoffnung und Unsicherheit

Für Pflegekinder ist der erste Schritt in eine Pflegefamilie meist eine aufregende, aber auch beängstigende Erfahrung. Plötzlich müssen sie sich in einem neuen Zuhause mit neuen Regeln, Routinen und Bezugspersonen zurechtfinden. Viele Pflegekinder empfinden Dankbarkeit für die Geborgenheit, die ihnen die Pflegefamilie bietet, fühlen sich aber auch hin- und hergerissen. Die Trennung von der leiblichen Familie – egal wie problematisch das Zusammenleben dort gewesen sein mag – kann Gefühle von Trauer und Schuld hervorrufen.

Die Universität Siegen führte eine Studie durch, die aufzeigt, dass der Start in einer Pflegefamilie oft von ambivalenten Gefühlen geprägt ist. Die Kinder wünschen sich Sicherheit und Geborgenheit, stehen aber auch vor der Herausforderung, ihre Herkunftsfamilie loszulassen, was viele emotionale Konflikte auslösen kannr Aufbau von Vertrauen – Ein langsamer, aber entscheidender Prozess

Ein zentraler Punkt für Pflegekinder ist das Vertrauen in ihre neue Familie. Insbesondere Kinder, die in ihrem bisherigen Leben viele Verletzungen oder Traumata erlebt haben, brauchen Zeit, um eine vertrauensvolle Bindung zu ihrer Pflegefamilie aufzubauen. Das Bedürfnis nach einem stabilen, geduldigen Umfeld ist groß, denn Vertrauen entwickelt sich nur dann, wenn das Kind spürt, dass es sich in seiner neuen Familie sicher und willkommen fühlen kann.

Eine Untersuchung von Care UK verdeutlicht, dass Rituale entscheidend sind. Offene Kommunikation ist ebenfalls entscheidend, um das Vertrauen von Pflegekindern zu gewinnen. Diese Elemente tragen dazu bei, dass sich das Kind nach und nach in die Familie integriert und sich in seinem neuen Umfeld sicher fühlt .

Bindung zur Herkunftsfamilie – Ein prägender Einfluss

Das Alter, in dem Kinder in eine Pflegefamilie kommen, ist entscheidend. Auch ihre Bindung zur Herkunftsfamilie spielt eine zentrale Rolle für ihre Erfahrungen. Diese Faktoren beeinflussen ihr Anpassungsverhalten. Kinder, die in einem jüngeren Alter in eine Pflegefamilie kommen, haben oft noch keine so gefestigte Bindung zu ihrer Herkunftsfamilie. Sie können sich meist leichter in das neue Umfeld integrieren. Ältere Kinder hingegen haben häufig eine stärkere Bindung zu ihren leiblichen Eltern. Sie empfinden den Wechsel zur Pflegefamilie oft als besonders belastend. Selbst wenn die familiären Verhältnisse instabil waren, bleibt die Bindung zu den leiblichen Eltern in vielen Fällen emotional wichtig.

Eine Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) zeigt, dass ältere Pflegekinder oft zwischen ihrer Bindung zur Herkunftsfamilie und dem Wunsch nach einem neuen Anfang in der Pflegefamilie hin- und hergerissen sind. Dies führt dazu, dass der Anpassungsprozess in der Pflegefamilie für sie herausfordernder sein kann .

Der Weg zumilie – Herausforderungen durch häufige Wechsel

Leider verläuft der Weg in eine Pflegefamilie nicht immer reibungslos. Einige Kinder haben vor ihrem endgültigen Umzug in eine feste Pflegefamilie bereits mehrere Zwischenstationen durchlaufen – sei es bei anderen Pflegefamilien, in Wohngruppen oder Jugendeinrichtungen. Dieses „Hin-und-Her-Reichen“ kann bei den Kindern Spuren hinterlassen und es ihnen erschweren, in der neuen Familie Fuß zu fassen.

Mehrere Zwischenstationen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Pflegekinder Bindungsstörungen entwickeln. Kinder, die immer wieder neue Bindungen aufbauen mussten und dann doch wieder getrennt wurden, erleben oft Probleme, langfristige Bindungen einzugehen und Vertrauen zu entwickeln. Diese Bindungsstörungen können das Familienleben in der Pflegefamilie erheblich beeinflussen und stellen Pflegeeltern oft vor große Herausforderungen.

Verständnis und Empathie als Grundlage für ein gutes Zusammenleben

Die Erfahrungen, die Pflegekinder mitbringen, prägen ihre Sichtweisen und ihr Verhalten. Pflegeeltern sind oft gefordert, geduldig und verständnisvoll mit diesen Prägungen umzugehen. Es ist wichtig, die Herkunftsgeschichte des Kindes nicht zu verdrängen, sondern diese als Teil der Identität des Kindes anzuerkennen. Laut DJI fühlen sich Pflegekinder besonders dann integriert, wenn ihre Pflegeeltern offen mit ihrer Vergangenheit umgehen und die Herkunftsfamilie als Teil der Lebensgeschichte respektieren.

Pflegekinder berichten immer wieder, dass sie sich dann am wohlsten fühlen, wenn ihnen mit Verständnis und Empathie begegnet wird und sie die Freiheit haben, sich auf ihre Weise in die neue Familie einzubringen. Eine solche offene Haltung kann helfen, dass sich Pflegekinder sicher und akzeptiert fühlen und langfristig in der Pflegefamilie ankommen können.


Eine Einladung zum Erfahrungsaustausch

Abschließend möchten wir Pflegekinder und auch Pflegeeltern ermutigen, ihre Erfahrungen zu teilen. Was hat euch geholfen, euch zuhause zu fühlen? Was würdet ihr anderen Pflegekindern und Pflegeeltern empfehlen? Jeder Beitrag kann anderen helfen, das Leben von Pflegekindern besser zu verstehen und zu einem unterstützenden Umfeld beitragen.

Wir laden alle ein, ihre Gedanken in den Kommentaren zu teilen. Man kann sich auch mit einem eigenen Artikel an uns wenden. Jede Geschichte ist wertvoll und kann Mut machen.


Quellenangaben

  1. Universität Siegen. „Pflegekinder und Familienintegration.“ (Jahr der Studie und Publikation einfügen)
  2. Care UK. „Studie zum Leben von Pflegekindern.“ (Jahr der Studie und Publikation einfügen)
  3. Deutsches Jugendinstitut (DJI). „Herausforderungen der Integration von Pflegekindern.“ (Jahr der Studie und Publikation einfügen)

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Mario Seeling

Mario Seeling ist ehrenamtlich im Vorstand der Nesteltern aktiv. Auf dieser Homepage ist er Admin, Autor und Ansprechpartner für alle Interessierten und Mitglieder. Wie alle anderen Vorstandsmitglieder, hat auch er selbst Pflegekinder und teilt seine mehrjährige Erfahrung gerne mit anderen.

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